Schneckenstrecken? Nein danke.

Mobilität ist eine der wichtigsten Errungenschaften der modernen Gesellschaft. Sie ist unabdingbar für unseren persönlichen Lebensalltag und bildet die Basis funktionierender Liefer- und Beförderungsketten.

Verkehrsaktivisten arbeiten nun mit parlamentarischer Unterstützung an einem Konzept, alle Straßen Hamburgs mit Tempo 30 zu belegen. Als Regel. Stadtweit. Auch Hauptverkehrsrouten wie Osdorfer Landstraße oder Elbchaussee.

Doch die Tempo-30-Idee hat Haken.

1.  Das Argument Umweltschutz hinkt. Messungen zeigen: Schadstoffemissionen sind bei dauernder Tempo-50-Fahrt geringer als bei Tempo 30.

2.  Die Unfallgefahren werden durch Langsamfahrten nicht weniger. Studien beweisen: Tempo allein löst selten Unfälle aus.

3.  Tempo-30 führt nachweislich nicht zu weniger innerstädtischen Staus und animiert nicht auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Wo kein Durchkommen ist, weichen Autofahrer in ruhige Wohnquartiere aus, die so zu Durchfahrtszonen werden.

Die Idee der Anti-Autolobby ist es, Menschen vom Auto aufs Fahrrad zu bringen. Es gibt aber viele Menschen, die nicht in Pedale treten können. Beispielsweise Senioren, Kranke und Menschen mit Handicap.

Und: Nicht jedes Ziel ist ohne weiteres per Rad zu erreichen. Arbeitsstätten, Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte befinden sich häufig weit vom Wohnort entfernt. Von Freizeitzielen ganz abgesehen.

Damit wir uns nicht missverstehen: Ich finde es ok, wenn enge Wohngebiete nur mit 30 durchfahren werden dürfen. Auch gefährdete Kitas, Schulen oder Altersheime müssen geschützt werden. Aber in einer wirtschaftlich aktiven Zwei-Millionen-Stadt wie Hamburg muss man effizient von Lurup nach Langenbek und von Ottensen nach Oberbillwerder kommen können.

Mein Gängelungsgegenvorschlag lautet: Einen Gang zulegen und innovative Verkehrsplanung fördern! Ziel: Jeder muss öffentlichen Personennahverkehr mühelos ab der Haustür nutzen können. Bereiten wir uns vor auf die Ära leiser und abgasfreier E-Taxis und Wasserstoffbusse. Die werden automatisiert fahren, individuell abrufbar sein, keine Parkplätze benötigen und das angemessene Tempo selbst berechnen.

Ich bin optimistisch. Die Menschheit hat immer praktikable Lösungen gefunden, – ganz ohne Zwang. Hamburg wird nie Bullerbü sein. Schneckenstrecken? Nein danke. Stadtweites Tempo 30 wäre keine MobilitätsWENDE, sondern das MobilitätsENDE.

Wolf Achim Wiegand, stellvertretender FDP-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksversammlung Altona und Sprecher für Verkehrspolitik